Student zu sein
ist anstrengend.
Hobbies, Studium,
soziales Leben. Sie alle müssen unter einen Hut gebracht werden, unter einen
Schirm passen.
Zugegeben, hier
gewöhnt man sich schnell an Schirme. Doch es ist nicht genug, einfach nur unter einen Schirm zu passen. Nein, man muss ihn auch richtig gut festhalten, um zu verhindern, dass man
bei der nächsten Windböhe im Regen steht. Und manchmal nützt der grösste
Regenschirm nichts, weil das Wasser zeitgleich von oben, unten und vorne zu
kommen scheint. Man schwimmt regelrecht durch die Strassen.
Ich hab mal
gelesen, dass ein richtiger Bergenser nie ohne Regenschirm aus dem Haus geht.
Denn ja, es mag ja im Moment sonnig und warm (25 Grad, holt eure Sommerkleider hervor!) sein, doch woher weisst du, dass du
in einer Stunde nicht Sturmfluten ausgesetzt sein wirst?
Inzwischen weiss
ich: Das ist vollkommener Mist. Ein richtiger Bergenser trägt keinen Regenschirm
mit sich. Ein richtiger Bergenser weiss um dessen Fragilität, um dessen
Unzuverlässigkeit und um dessen Nutzlosigkeit.
Regenschirme sind
überflüssig, was sie schlimmer macht als Regen. Beim Regen weiss man, was man hat. Regenschirme versprechen dir, trocken nach
Hause zu kommen und lassen sich dann knallhart im Stich.
Entweder es
regnet nicht und man kann ohne weiteres nach Hause kommen ohne triefend nasse
Hosen. Nicht-regnen beinhaltet Niesel. Nicht-Regen beinhaltet Tröpfeln. Nicht
regnen beinhaltet alles unter 5 Millimeter in der Stunde.
Oder aber es regnet. Richtig. Von alles Seiten. Die einzige Möglichkeit wie ein
Regenschirm hier noch nützt ist wenn er die Form einer Kugel hat und man sich
reinsetzt. Ansonsten ist er nur hinderlich. Denn nasse Füsse kriegt man
sowieso.
Aber wo war ich
doch gleich? Ach ja, beim Studentenleben. (Erstaunlich wie schnell man beim
Wetter landet. Noch so etwas typisch Bergenserisches oder Norwegisches.)
So viel zu tun. Wie
soll ich das alles schaffen?
Ich lasse mich
von den Bergensern inspirieren und werfe meinen Regenschirm weg (bildlich
gesprochen, ich bin noch nicht so weit). Warum sollte ich mich von einem Schirm
eingrenzen lassen?
Stattdessen benutze ich den Regen als neue Metapher für all die Möglichkeiten,
Pflichten und Chancen die ich als Student habe. Die sind zahlreich, sie kommen
von überall her, manchmal unerwartet, manchmal störend, manchmal erfrischend.
Und ich brauche mich einfach nur hinzustellen und sie auf mich rieseln (oder prasseln) zu
lassen. Und wenn’s mir zuviel wird, kann ich immer noch ins nächste Café sitzen
und mir einen extra grossen Cappuccino gönnen.