Fra Werden(til)bergen

Bergen on one of the 163 rainless days

Bergen on one of the 163 rainless days
Bergen on one of the 163 rainless days

Tuesday 30 June 2015

om været / übers Wetter



Eigentlich dürfte diese Stadt nicht so viele Menschen anlocken. Europas regenreichster Ort – und das will was heissen, schliesslich beherbergt Europa ja Irland (man rufe sich die T-Shirts mit den Schafen und den Regenschirmen ins Gedächtnis), Schottland (einen Grund gibt es, warum da soviel Whisky getrunken wird) und die Schweiz. (nachem Rägne chunnts ga schiffe). Aber nein, all diese Orte müssen sich offenbar hinter Bergen anstellen, wenn es um die Wassermenge geht, die jahraus-jahrein von oben auf die Westnorwegische Stadt niederprasselt. (2250 mm im Jahr, verglichen mit 1134 mm in Zürich). Und auch ich habe in den 3 Tagen, in denen ich hier weile, schon 3 Tage mit Regen gesehen.



Ob ich mich denn bei dem ganzen Wasser noch nicht aufgelöst habe, fragst du?
Nun, nein. (auf deine enttäuschte Reaktion kann ich jetzt aber verzichten, gell!).
Und ob du’s glaubst oder nicht. So richtigen Regen gab's keinen. Zwar hatte ich in den drei Tagen in denen ich nun hier bin, wohl drei Regentage erlebt.  Aber das war kein Regen, bei dem man nicht dran denkt, einfach seelenruhig weiterzugehen ohne den sich im Rucksack befindlichen Regenschirm hervorzuholen (zugegeben, meine Schmerzgrenze ist da auch etwas hoch oben).
Das einzige was ich bis jetzt erlebt habe war feiner Nieselregen. Und der dauerte jeweils nicht ewig. Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn man nach einem Regen unter einen Baum steht und es ab und zu von diesem auf euch heruntertropft? Jap, genauso ist der Regen in Bergen. (Für diese Worte werde ich noch bezahlen, ich spühr’s...)
Ansonsten ist es einfach recht bewölkt. Was das erscheinen der Sonne umso schöner macht, wie heute morgen, als ich völlig verwirrt über die (ungewohnt starke) Helligkeit in meinem Zimmer war. Bis ich die Vorhänge beiseite schob und sola in ihrer ganzen Pracht vor mir stehen hatte.


Und was halten die Norweger vom Wetter hier? Nun, die nehmen’s mit Humor. Wie der Verantwortliche des Sprachkurses so schön in seiner Info-Mail geschrieben hat:

SOMMER?
Vel, kalenderen viser sommer! Gradestokken har på en måte hengt seg litt opp rundt 10-15 grader.Jeg håpet vi skulle sette rekord - den første sommer uten å se 20-tallet, men dessverre startet denne uken med en dag over 20 grader. Meteorologene sier at det er på grunn av forhold langt oppe i atmosfæren som hindre varmluften fra sør å komme innover Norge. Men veldig fint hvis noen av dere kan dra opp i atmosfæren og flytte litt på trykkområdene der.

Det er nok enklere å pakke litt sommer i bagasjen!

(Sommer?
Naja, der Kalender zeigt Sommer an! Das Thermometer hat sich irgendwie ein bisschen bei 10-15 Grad aufgehängt. Ich hoffte schon, dass wir den Rekord brechen – der erste Sommer ohne die 20 Grad Marke zu knacken, aber leider begann diese Woche mit einem Tag mit über 20 Grad. Die Meteorologen sagen, dass wegen der Verhältnisse  hoch oben in der Atmosphäre ist, wo die warme Luft aus dem Süden daran gehindert wird, nach Norwegen zu kommen. Falls jemand von euch aber in die Atmophäre steigen und die Druckverhältnisse verändern kann ist das super.

Es ist noch einfacher, ein bisschen Sommer miteinzupacken!

Zwar hatte ich bei meinem ersten Besuch im Zentrum Bergens gestern das Gefühl, dass die Leute etwas deprimiert erscheinen, doch hat dies wohl andere Gründe (zum Beispiel, dass ihr heissgeliebter Fussballclub abgestiegen ist und keine Anstalten macht, wieder aufzusteigen).

Und sonst kann man sich immer noch im Bett verkriechen. Dazu hatte ich persönlich bis jetzt jedoch noch keinen Anlass. 






Monday 29 June 2015

Abschiede


3 days before.

Auf Festen, Geburtstagen oder Abendessen, deren Teilnehmerzahl 6 Leute übersteigt, bleibe ich wenn immer möglich bis zum Schluss. Der Grund dafür ist nicht, weil ich eine Partynudel bin und sonst das Gefühl hätte, etwas zu verpassen. Nein, es hat den einfachen Vorteil, dass die Menschen zu einem kommen müssen, wenn sie sich verabschieden. Und mir dabei die qualvolle Runde einmal um den Tisch erspart bleibt, bei der ich jeweils krampfhaft versuche, mich an die Namen der Anwesenden zu erinnern, es bei den meisten ja doch nicht schaffe („Jetzt musst du mir schnell deinen Namen nochmal sagen“) und dann bei jedem noch etwas (un)originelles hinzufüge  wie „schönen Abend noch“, „geniesse XY“, „machs gut“, „war nett, dich kennenzulernen“, „wir sehen uns bald“ etc etc etc. Ich muss zugeben, ich würde am liebsten jedes Mal klamm und heimlich verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Doch während diese Abschiede kurz und schmerzvoll sind und ich die Möglichkeit habe, mich danach erschöpft in mein Bett fallen zu lassen (Genug soziale interaktion für heute), sieht die Sache etwas anders aus, wenn man für längere Zeit ins Ausland geht.  
Das Leben wird zu einer permanenten „Abschiedsrunde“, tagtäglich hat man mit Leuten zu tun, welche man das letzte Mal sieht, bevor’s los geht („viel Spass in Schweden!“-„Äääähm.... ja, danke“ /“Vergiss die Regenjacke nicht“ – „Hmpf“). Auch hier würde ich gerne klamm und heimlich verschwinden, als ob nichts wäre. Ich bin ja früh genug wieder da, was soll also das Theater? Auslandaufenthalte sind energieraubend und anstrengend – komischerweise vorallem, bevor sie begonnen haben.  
Kommt dazu, dass mein gesamter Besitz  im Moment in Stapeln in meinem Zimmer steht und es in diesem Chaos praktisch unmöglich ist, einen spezifischen Gegenstand zu finden (WO zur Hölle (eller hvor i faen?) ist mein Reisepass? Naja, wird schon wieder auftauchen).
Kritisch beäuge ich meine TO-DO Liste. Habe ich nicht irgendwas vergessen? Dreiviertel der Punkte sind bereits abgehakt, darunter ‚mein Zeug irgendwie nach Werdenberg bringen’ („was, ich besitze fünf Taschen voller Kleider und 11 paar Schuhe? Ich wandelndes Klischee...“), 'Norwegische Kronen auf der Bank holen' („Also, sie brauchen 400 Norwegische Kronen“ – „Nein, nein, für 400 FRANKEN Norwegische Kronen“ – „Aah“...“ Tippgeräusche. „Also, habe sie jetzt gesagt Norwegische oder Schwedische Kronen?“), das 'Gespräch für die Bachelorarbeit' („You know that the paper is only 8,000 words, right? So, unless you want to write a PhD about it, please reduce your subject scope“) und das Ausfüllen und Abschicken diverser Dokumente,  von denen ich nur hoffen kann, dass sie ihr Ziel auch erreichen (vielleicht hätte ich ein paar davon scannen sollen?! ). Der Putzmarathon, Nummer 5 auf der TO-DO Liste, steht leider noch bevor, ebenso das Packen. Ich rümpfe die Nase. Was bitteschön lasse ich hier? Ich habe schon mit mir selbst eine Abmachung geschlossen, dass keine Bücher mitkommen, welche nicht a) für meine Bachelorarbeit dienen (sagt’s aber nicht der Zentralbibliothek Zürich), b) auf Norwegisch sind (fordi jeg må læse bare Norsk litteratur i de første ukene!) oder c) welche ich bereits begonnen habe zu lesen (zählt der Klappentext?).

Ich seufze. Wird schon schief gehen. Am wichtigsten sind ja Geld, Kreditkarte und Reisepa.... Oh, verdammt. 


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