Fra Werden(til)bergen

Bergen on one of the 163 rainless days

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Bergen on one of the 163 rainless days

Monday 29 June 2015

Abschiede


3 days before.

Auf Festen, Geburtstagen oder Abendessen, deren Teilnehmerzahl 6 Leute übersteigt, bleibe ich wenn immer möglich bis zum Schluss. Der Grund dafür ist nicht, weil ich eine Partynudel bin und sonst das Gefühl hätte, etwas zu verpassen. Nein, es hat den einfachen Vorteil, dass die Menschen zu einem kommen müssen, wenn sie sich verabschieden. Und mir dabei die qualvolle Runde einmal um den Tisch erspart bleibt, bei der ich jeweils krampfhaft versuche, mich an die Namen der Anwesenden zu erinnern, es bei den meisten ja doch nicht schaffe („Jetzt musst du mir schnell deinen Namen nochmal sagen“) und dann bei jedem noch etwas (un)originelles hinzufüge  wie „schönen Abend noch“, „geniesse XY“, „machs gut“, „war nett, dich kennenzulernen“, „wir sehen uns bald“ etc etc etc. Ich muss zugeben, ich würde am liebsten jedes Mal klamm und heimlich verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Doch während diese Abschiede kurz und schmerzvoll sind und ich die Möglichkeit habe, mich danach erschöpft in mein Bett fallen zu lassen (Genug soziale interaktion für heute), sieht die Sache etwas anders aus, wenn man für längere Zeit ins Ausland geht.  
Das Leben wird zu einer permanenten „Abschiedsrunde“, tagtäglich hat man mit Leuten zu tun, welche man das letzte Mal sieht, bevor’s los geht („viel Spass in Schweden!“-„Äääähm.... ja, danke“ /“Vergiss die Regenjacke nicht“ – „Hmpf“). Auch hier würde ich gerne klamm und heimlich verschwinden, als ob nichts wäre. Ich bin ja früh genug wieder da, was soll also das Theater? Auslandaufenthalte sind energieraubend und anstrengend – komischerweise vorallem, bevor sie begonnen haben.  
Kommt dazu, dass mein gesamter Besitz  im Moment in Stapeln in meinem Zimmer steht und es in diesem Chaos praktisch unmöglich ist, einen spezifischen Gegenstand zu finden (WO zur Hölle (eller hvor i faen?) ist mein Reisepass? Naja, wird schon wieder auftauchen).
Kritisch beäuge ich meine TO-DO Liste. Habe ich nicht irgendwas vergessen? Dreiviertel der Punkte sind bereits abgehakt, darunter ‚mein Zeug irgendwie nach Werdenberg bringen’ („was, ich besitze fünf Taschen voller Kleider und 11 paar Schuhe? Ich wandelndes Klischee...“), 'Norwegische Kronen auf der Bank holen' („Also, sie brauchen 400 Norwegische Kronen“ – „Nein, nein, für 400 FRANKEN Norwegische Kronen“ – „Aah“...“ Tippgeräusche. „Also, habe sie jetzt gesagt Norwegische oder Schwedische Kronen?“), das 'Gespräch für die Bachelorarbeit' („You know that the paper is only 8,000 words, right? So, unless you want to write a PhD about it, please reduce your subject scope“) und das Ausfüllen und Abschicken diverser Dokumente,  von denen ich nur hoffen kann, dass sie ihr Ziel auch erreichen (vielleicht hätte ich ein paar davon scannen sollen?! ). Der Putzmarathon, Nummer 5 auf der TO-DO Liste, steht leider noch bevor, ebenso das Packen. Ich rümpfe die Nase. Was bitteschön lasse ich hier? Ich habe schon mit mir selbst eine Abmachung geschlossen, dass keine Bücher mitkommen, welche nicht a) für meine Bachelorarbeit dienen (sagt’s aber nicht der Zentralbibliothek Zürich), b) auf Norwegisch sind (fordi jeg må læse bare Norsk litteratur i de første ukene!) oder c) welche ich bereits begonnen habe zu lesen (zählt der Klappentext?).

Ich seufze. Wird schon schief gehen. Am wichtigsten sind ja Geld, Kreditkarte und Reisepa.... Oh, verdammt. 


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