3 days before.
Auf Festen,
Geburtstagen oder Abendessen, deren Teilnehmerzahl 6 Leute übersteigt, bleibe
ich wenn immer möglich bis zum Schluss. Der Grund dafür ist nicht, weil ich
eine Partynudel bin und sonst das Gefühl hätte, etwas zu verpassen. Nein, es
hat den einfachen Vorteil, dass die Menschen zu einem kommen müssen, wenn sie
sich verabschieden. Und mir dabei die qualvolle Runde einmal um den Tisch
erspart bleibt, bei der ich jeweils krampfhaft versuche, mich an die Namen der
Anwesenden zu erinnern, es bei den meisten ja doch nicht schaffe („Jetzt musst
du mir schnell deinen Namen nochmal sagen“) und dann bei jedem noch etwas
(un)originelles hinzufüge wie „schönen
Abend noch“, „geniesse XY“, „machs gut“, „war nett, dich kennenzulernen“, „wir
sehen uns bald“ etc etc etc. Ich muss zugeben, ich würde am liebsten jedes Mal
klamm und heimlich verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Doch während
diese Abschiede kurz und schmerzvoll sind und ich die Möglichkeit habe, mich
danach erschöpft in mein Bett fallen zu lassen (Genug soziale interaktion für
heute), sieht die Sache etwas anders aus, wenn man für längere Zeit ins Ausland
geht.
Das Leben wird zu
einer permanenten „Abschiedsrunde“, tagtäglich hat man mit Leuten zu tun,
welche man das letzte Mal sieht, bevor’s los geht („viel Spass in
Schweden!“-„Äääähm.... ja, danke“ /“Vergiss die Regenjacke nicht“ – „Hmpf“).
Auch hier würde ich gerne klamm und heimlich verschwinden, als ob nichts wäre.
Ich bin ja früh genug wieder da, was soll also das Theater? Auslandaufenthalte
sind energieraubend und anstrengend – komischerweise vorallem, bevor sie begonnen haben.
Kommt dazu, dass
mein gesamter Besitz im Moment in
Stapeln in meinem Zimmer steht und es in diesem Chaos praktisch unmöglich ist,
einen spezifischen Gegenstand zu finden (WO zur Hölle (eller hvor i faen?) ist mein Reisepass? Naja, wird schon wieder auftauchen).
Kritisch beäuge ich meine TO-DO Liste. Habe ich nicht
irgendwas vergessen? Dreiviertel der Punkte sind bereits abgehakt, darunter
‚mein Zeug irgendwie nach Werdenberg bringen’ („was, ich besitze fünf Taschen
voller Kleider und 11 paar Schuhe? Ich wandelndes Klischee...“), 'Norwegische
Kronen auf der Bank holen' („Also, sie brauchen 400 Norwegische Kronen“ –
„Nein, nein, für 400 FRANKEN Norwegische Kronen“ – „Aah“...“ Tippgeräusche. „Also, habe sie jetzt gesagt
Norwegische oder Schwedische Kronen?“), das 'Gespräch für die Bachelorarbeit' („You know that the paper is only 8,000 words, right? So, unless you want to
write a PhD about it, please reduce your subject scope“) und das Ausfüllen und
Abschicken diverser Dokumente, von denen
ich nur hoffen kann, dass sie ihr Ziel auch erreichen (vielleicht hätte ich ein
paar davon scannen sollen?! ). Der Putzmarathon, Nummer 5 auf der TO-DO Liste,
steht leider noch bevor, ebenso das Packen. Ich rümpfe die Nase. Was bitteschön
lasse ich hier? Ich habe schon mit mir selbst eine Abmachung geschlossen, dass
keine Bücher mitkommen, welche nicht a) für meine Bachelorarbeit dienen (sagt’s
aber nicht der Zentralbibliothek Zürich), b) auf Norwegisch sind (fordi jeg må
læse bare Norsk litteratur i de første ukene!) oder c) welche ich bereits
begonnen habe zu lesen (zählt der
Klappentext?).
Ich seufze. Wird
schon schief gehen. Am wichtigsten sind ja Geld, Kreditkarte und Reisepa.... Oh, verdammt.
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